Mittwoch, 16. Juli 2014

Herbizid schädigt Bodenorganismen

 

Was bisher nur im Labor gezeigt wurde, haben Wiener Forscher nun anhand von realem Feldboden nachgewiesen: Der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat schädigt Organismen, die eigentlich unbeeinträchtigt bleiben sollten.
Umwelt 16.07.2014
In der Studie zeigten sich deutliche Nebeneffekte auf Bodenorganismen wie Regenwürmer oder in Symbiose mit Pflanzen lebende Pilze beim Einsatz der empfohlenen Herbizid-Dosis.

Töpfe mit Feldboden gefüllt

Bisherige Untersuchungen wurden im Labor und somit unter "eher künstlichen Bedingungen" durchgeführt. In den Laboruntersuchungen hätten Forscher schon ungünstige Effekte gefunden, "aber dann kam immer die Kritik seitens der Hersteller, dass das ja nichts mit der Realität zu tun hat", so Zaller.
Die Wiener Forscher setzten nun auf ein immer noch stark vereinfachtes, aber weit realistischeres System. Sie studierten die Abläufe in großen Pflanzentöpfen, die mit Feldboden gefüllt waren. Dort wuchsen die Pflanzen unter verschiedenen Bedingungen. Zaller und seine Kollegen interessierten sich vor allem dafür, ob Nützlinge wie Regenwürmer oder für die Entwicklung von Pflanzen wichtige Pilze (Mykorrhiza) beeinflusst würden.

Regenwürmer dicker und "fauler"

Bei einem Einsatz von Herbiziden mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat in der vorgeschriebenen Dosis zeigten sich "deutliche Nebeneffekte" auf Bodenlebewesen. Die für die Durchlüftung und Fruchtbarkeit des Bodens wichtigen Regenwürmer waren unter dem Herbizid-Einsatz tendenziell dicker und weniger aktiv.
Die Besiedelung der Pflanzenwurzeln und des Bodens mit Mykorrhizapilzen war bis zu 50 Prozent geringer, erklärte Zaller. Das ist problematisch, da 80 Prozent der Landpflanzen in Symbiose mit den Pilzen leben, die den Pflanzen die Nutzung schwer verfügbarer Nährstoffe ermöglichen.

"Kanonen auf Spatzen"

In Österreich ist der Einsatz von Glyphosat seit Oktober des vergangenen Jahres zwar reglementiert. Bis dahin war es allerdings frei erhältlich, was auch weidlich ausgenützt wurde, so der Wissenschaftler. 2012 wurden alleine in Österreich etwa 1.500 Tonnen an Herbiziden versprüht, um Ackerunkräuter zu entfernen, heißt es in einer Aussendung der Boku.
Für einen Einsatz in der Landwirtschaft ließen sich noch Argumente finden. Sehr problematisch sei aber die gängige Praxis auch Bahndämme, Straßenränder, private Gärten oder Kinderspielplätze auf diese Weise unkrautfrei zu halten. Zaller: "Da schießt man mit Kanonen auf Spatzen."
science.ORF.at/APA

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