Dienstag, 15. April 2025

Der rätselhafte Erreger: Oropouche-Virus in Lateinamerika häufiger als gedacht

Ähnlich wie Dengue- oder Zika-Viren verursacht das Oropouche-Virus eine Fiebererkrankung, es gibt außerdem Hinweise auf eine mögliche Schädigung des Ungeborenen während der Schwangerschaft. Wie Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin jetzt belegen, ist das Virus in Lateinamerika deutlich weiter verbreitet als bisher angenommen. Die im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases* veröffentlichte Studie deutet zudem darauf hin, dass klimatische Bedingungen das Infektionsgeschehen stark beeinflussen.

Das Oropouche-Virus ist in Lateinamerika seit den 1950er Jahren bekannt, über Jahrzehnte wurden allerdings in den meisten Ländern nur wenige Fälle pro Jahr offiziell gemeldet. Ein internationales Forschungsteam um Prof. Jan Felix Drexler, Leiter der Arbeitsgruppe Virusepidemiologie am Institut für Virologie der Charité, hat in einer umfangreichen Studie nun untersucht, wie weit verbreitet der Erreger tatsächlich ist. „Unseren Daten zufolge ist das Oropouche-Virus in Lateinamerika massiv unterdiagnostiziert“, erklärt der Studienleiter, der auch im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) forscht. „In manchen Gegenden hat mindestens jeder Zehnte eine Infektion mit dem Erreger durchgemacht.“

Weiter verbreitet als gedacht – aber noch nicht gut untersucht

Das Oropouche-Virus verursacht unspezifische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch Übelkeit oder Hautausschläge. Lange galt die Erkrankung als größtenteils mild, Berichte über schwerere Verläufe mit Hirnhautentzündung waren selten. Aus bisher unbekannten Gründen ist die Zahl der aus Lateinamerika und der Karibik gemeldeten Infektionen seit Ende 2023 auf mehr als 20.000 Fälle in die Höhe geschnellt und es wurden zwei Todesfälle bei jungen, gesunden Frauen beobachtet. Außerdem sind mehrere Fälle beschrieben worden, in denen eine Infektion während der Schwangerschaft offenbar zu Fehlgeburten oder Fehlbildungen des Ungeborenen geführt haben.

„Wir wissen noch vergleichsweise wenig über das Virus“, erklärt Jan Felix Drexler. „Welche Folgen eine Infektion haben kann, auch auf das ungeborene Leben, muss weiter untersucht werden. Ob es hier Parallelen zum Zika-Virus gibt, steht noch nicht fest. Insgesamt scheint es jedoch weniger häufig zu einer Schädigung des Ungeborenen zu kommen als bei Zika.“ Eine Impfung gegen das Virus oder eine spezifische Therapie gegen das Oropouche-Fieber gibt es nicht.

Für die Studie untersuchte das Forschungsteam mehr als 9.400 Blutproben gesunder und kranker Menschen, die zwischen 2001 und 2022 in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador und Peru gesammelt worden waren. Über alle Gebiete hinweg fanden sich in rund 6 Prozent der Proben Antikörper gegen das Oropouche-Virus – ein Hinweis auf eine durchgemachte Infektion mit dem Erreger. Dabei zeigten sich starke regionale Unterschiede: In Costa Rica wiesen durchschnittlich 2 Prozent der Proben Antikörper gegen den Erreger auf, in Ecuador waren es 5 Prozent und in den Amazonasgebieten mehr als 10 Prozent. In großen Höhen hatten die Menschen seltener ein Oropouche-Fieber durchlebt als in der wärmeren Tiefebene. Der Vergleich von Blutproben verschiedener Jahre wies außerdem darauf hin, dass das Infektionsgeschehen von Jahr zu Jahr schwankt.

Studie schätzt Oropouche-Infektionsrisiko für alle Länder Lateinamerikas ab

Was aber treibt das Infektionsgeschehen an? Um das herauszufinden, analysierten die Forschenden per Maschinellem Lernen, ob zwischen Oropouche-Infektionen und einer Reihe von Umwelt- und demografischen Faktoren ein Zusammenhang besteht. Der Auswertung zufolge haben klimatische Bedingungen wie Regen und konstante Temperaturen offenbar den größten Einfluss auf das Vorkommen des Oropouche-Virus. „Wir gehen deshalb davon aus, dass der aktuelle Oropouche-Ausbruch durch Wetterphänomene wie El Niño angeheizt worden ist“, erklärt Jan Felix Drexler. „Hinweise auf veränderte Eigenschaften des Virus als alternative Erklärung für die aktuell hohen Fallzahlen haben wir dagegen nicht gefunden. Ich halte es für möglich, dass sich das Oropouche-Virus im Zuge des Klimawandels in Zukunft noch weiter ausbreiten wird.“

Auf Basis der Erkenntnisse schätzte das Forschungsteam das Oropouche-Infektionsrisiko für ganz Lateinamerika ab und stellte es auf einer Übersichtskarte dar. „Das Hauptverbreitungsgebiet des Oropouche-Virus ist der Amazonas-Regenwald“, resümiert Jan Felix Drexler. „Ein hohes Risiko für Infektionen besteht aber auch in Teilen Zentralamerikas und der Karibik sowie im Süden und an der Küste Brasiliens.“

Schutz vor Infektionen vor Ort

„Neben dem Dengue- und Chikungunya-Virus ist das Oropouche-Virus vermutlich das häufigste von Insekten verbreitete Virus in Lateinamerika“, betont Jan Felix Drexler. Um sich vor einer Infektion zu schützen, rät er bei einem Besuch der Region zu einem konsequenten Schutz vor Insektenstichen. „Zum Schutz gegen das Oropouche-Virus, aber auch gegen andere tropische Viren wie Dengue oder Zika, empfiehlt es sich, lange Kleidung zu tragen und Insektenabwehrmittel mit DEET oder Icaridin zu nutzen“, sagt der Mediziner. „Moskitonetze können ebenfalls Schutz bieten, wenn sie feinmaschig genug sind.“ Das Virus wird hauptsächlich von sogenannten Gnitzen übertragen, also sehr kleinen Stechmücken von bis zu 3 Millimetern Länge, die von herkömmlichen Netzen aufgrund der zu großen Maschen nicht abgehalten werden. Schwangeren empfiehlt Jan Felix Drexler, sich vor einem Aufenthalt in Risikogebieten reisemedizinisch beraten zu lassen, solange das intensive Infektionsgeschehen anhält und die Folgen einer Oropouche-Infektion für Ungeborene noch nicht klar sind.

15.04.2025

Anna Frühauf

© Charité | Anna Frühauf (Abbildung aus der Originalpublikation in The Lancet Infectious Diseases)


Freitag, 11. April 2025

Globale Unternehmen setzen auf Pix für Wachstum in Brasilien

Im südamerikanischen Land Brasilien gewinnt das Sofortzahglungssystem Pix immer mehr an Fahrt und wird zur meistgenutzten E-Commerce-Zahlungsmethode werden. Deshalb sind internationale Unternehmen bestrebt, das Wachstumspotenzial zu nutzen. EBANX, ein globales Fintech-Unternehmen, das sich auf Zahlungen in Schwellenländern spezialisiert hat und in Brasilien gegründet wurde, und Spreedly, eine der führenden Open-Payments-Plattformen, sind eine Partnerschaft eingegangen, um Unternehmen dabei zu helfen, brasilianischen Kunden lokale Zahlungsoptionen anzubieten, darunter Pix, Boleto, digitale Geldbörsen sowie Kredit- und Debitkarten. Unternehmen aus verschiedenen Branchen, wie die Reiseunternehmen Busbud und Rocket Travel by Agoda, profitieren bereits von dieser einheitlichen Lösung, die einen Trend zur Anpassung an regionale Zahlungspräferenzen widerspiegelt.

„Brasilien und Lateinamerika insgesamt sind für die globale Expansion von entscheidender Bedeutung, und unsere Partnerschaft mit EBANX ermöglicht es Händlern, lokale Optionen wie Pix, digitale Geldbörsen und Karten anzubieten und so ihr Geschäftswachstum zu fördern und das Kundenerlebnis zu verbessern“, erklärt Rose François, VP of Partnerships bei Spreedly. „Interne EBANX-Daten zeigen die Vorteile, die sich ergeben, wenn man Kunden die Möglichkeit bietet, mit ihren bevorzugten Methoden zu bezahlen. E-Commerce-Unternehmen, die Pix über unsere Technologie akzeptieren, verzeichnen einen 25-prozentigen Anstieg der Kundenzahl und einen 16-prozentigen Anstieg des Umsatzes. Unsere Partner haben erkannt, dass das Anbieten von Pix keine Option, sondern ein Muss ist“, bekräftigt Daniel Kornitzer, VP of Global Partnerships bei EBANX.

Das Wachstum von Pix

Pix hat sich in Brasilien zu einem „Game Changer“ entwickelt, insbesondere in der Reisebranche: „Pix revolutioniert die Art und Weise, wie die Reisebranche Transaktionen verarbeitet. Für Reiseunternehmen ist das Angebot schneller und sicherer Zahlungen für internationale Kunden entscheidend“, fügt François hinzu. Laut einer EBANX-Analyse, die auf Daten von Payments and Commerce Market Intelligence (PCMI) basiert, macht Pix bereits 33 Prozent des Gesamtwerts der touristischen Online-Einkäufe in Brasilien aus und ist damit eine der am schnellsten wachsenden Methoden im gesamten digitalen Handel. Mit der Einführung von Pix Automatic im Juni 2025, das wiederkehrende Zahlungen ermöglicht, wird erwartet, dass Pix den Umsatz auch in anderen Bereichen wie Streaming und SaaS steigern wird. „Im vergangenen Jahr stiegen die Pix-Transaktionen von EBANX um 139 Prozent, und Pix Automático wird dieses Wachstum weiter beschleunigen“, so Kornitzer von EBANX abschließend.

Expansion in Lateinamerika

Zusätzlich zu Brasilien erstreckt sich die Partnerschaft zwischen Spreedly und EBANX auf 16 weitere lateinamerikanische Länder, darunter Mexiko, Kolumbien, Peru und Argentinien sowie Länder in Zentralamerika und der Karibik. Kunden in diesen Regionen können digitale Geldbörsen, lokale Debit- und Kreditkarten sowie Ratenzahlungen nutzen. Lateinamerika bietet große Wachstumschancen: In Mexiko und Peru wächst der E-Commerce jährlich um 25 Prozent bzw. 20 Prozent. Der brasilianische Online-Markt soll bis 2027 ein Volumen von 586 Milliarden Dollar erreichen“, zitiert Kornitzer Daten des PCMI. Trotz der zunehmenden Nutzung alternativer Methoden wie Pix bleiben Karten in Lateinamerika unverzichtbar: Sie machen 55 Prozent des digitalen Handelsvolumens in der Region aus (43 Prozent Kredit- und 12 Prozent Debitkarten) und 45 Prozent in Brasilien (44 Prozent Kredit- und 1 Prozent Debitkarten). Debit- und Kreditkarten, auch von lokalen Marken, sind neben Alternativen wie Pix unerlässlich. Die Unternehmen müssen verschiedene Zahlungsoptionen anbieten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden“, fügt Kornitzer hinzu.





Donnerstag, 10. April 2025

Volkswagen treibt Zukunftsplan mit neuem Pickup für Südamerika voran

Die Marke Volkswagen macht Tempo bei der Umsetzung ihres globalen Zukunftsplans. Mit einer Investition von 580 Millionen US-Dollar in Argentinien schafft sie die Grundlage für die nächste Generation eines Mittelklasse-Pickups als Nachfolger des Amarok. Produziert wird das neue Modell ab 2027 im Werk Pacheco in Argentinien. Es wird gezielt für den Markt entwickelt und stärkt das strategisch wichtige Pickup-Segment in Südamerika. Ziel der Marke ist es, bis 2030 technologisch führender Volumenhersteller weltweit zu sein. Der Ausbau regionaler Marktpositionen und eigenständiger Produktlösungen ist dafür ein zentraler Baustein. Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen Pkw und Leiter der Markengruppe Core: „Regionales Wachstum und Lokalisierung sind wichtige Elemente unseres globalen Zukunftsplans. Mit dieser Investition stärken wir unsere Position in einer strategisch wichtigen Region für die Marke Volkswagen. Der neue Amarok wird in Südamerika für Südamerika entwickelt, designt und produziert. Damit orientiert er sich perfekt an den marktspezifischen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.“

Während der neue Amarok in Südamerika entwickelt und für die dortigen Märkte produziert wird, bleiben bestehende Partnerschaften zur Produktion des Amarok in Südafrika bestehen. So sichert Volkswagen weiterhin die zuverlässige Versorgung internationaler Märkte – und verfolgt parallel eine passgenaue, lokal verankerte Produktstrategie für Lateinamerika.

Alexander Seitz, CEO Volkswagen Lateinamerika: „Argentinien ist ein zentraler Baustein unserer Südamerika-Strategie. Diese Investition unterstreicht unser Vertrauen in die industrielle Leistungsfähigkeit des Landes. Der neue Amarok setzt neue Maßstäbe – in Performance, Innovation und Nachhaltigkeit.“ Marcellus Puig, Präsident und CEO von Volkswagen Argentinien: „Der Amarok ist ein Symbol für die Stärke von Volkswagen in Argentinien – ein zentrales Element unserer Geschichte, unserer Gegenwart und auch unserer Zukunft. Das neue Modell wird ein echter Volkswagen: mit typischem Design, innovativer Software und Technologie – basierend auf 15 Jahren Erfahrung und über 770.000 Amarok, die mit Stolz in unserem Werk in Pacheco produziert wurden. Damit schaffen wir ein zukunftsweisendes und wettbewerbsfähiges Produkt, das optimal auf unser Marktumfeld ausgerichtet ist.”

Neue Perspektive für Standort Pacheco

Das Werk Pacheco, in dem bereits über 770.000 Amarok-Modelle produziert wurden, wird mit den Investitionen gezielt auf die Anforderungen der neuen Modellgeneration ausgerichtet. Volkswagen führt neue Produktionstechnologien ein, optimiert digitale Prozesse und steigert die Energieeffizienz – ein wichtiger Schritt, um den Standort technisch und wirtschaftlich nachhaltig aufzustellen.

Drei-Phasen-Plan auf dem Weg zum technisch führenden Volumenhersteller

Mit der Vereinbarung „Zukunft Volkswagen“ hat sich die Volkswagen AG Ende 2024 mit der Arbeitnehmerseite auf ein Zielbild verständigt, das wirtschaftliche Stabilität, Beschäftigung und technologische Spitzenposition vereint. Verbindliche Ziele und die dafür vereinbarten Maßnahmen bilden das Fundament für zentrale Zukunftsprojekte. Das gemeinsam erklärte Ziel: Die Marke Volkswagen Pkw wird als Kernmarke der Volkswagen AG bis 2030 weltweit technologisch führender Volumenhersteller.

Dazu verfolgt Volkswagen einen klaren Plan:

Aufholen: Die Wettbewerbsfähigkeit stärken und die bestehende Modellpalette gezielt erweitern.

Angreifen: Neun neue Modelle kommen bis 2027 in Europa, darunter die Serienversionen des ID. 2all für unter 25.000 Euro und des ID. EVERY1 für rund 20.000 Euro.

Anführen: Volkswagen hat das Ziel, bis 2030 technologisch führender Volumenhersteller mit den sichersten, innovativsten und meistgekauften Autos weltweit zu werden. 




Paraguay: Europäische Geschäftsleute besuchen die Region Ciudad del Este

Eine Gruppe von Investoren aus der Europäischen Union hat letzte Woche die Region Ciudad del Este. Vertreter des Ministeriums für Industrie und Handel (MIC) aus Paraguay begleiteten die Delegation. „Paraguay steht jetzt im Fokus der Welt“, sagte der Vizeminister für Industrie, Marco Riquelme, in einer von der Zeitung La Nación wiedergegebenen Erklärung. Für Geschäftsleute, die das Land besucht haben, ist Alto Paraná die beste Region, um zu investieren. Der Bundesstaat Alto Paraná, dessen Hauptstadt Ciudad del Este ist, liegt an der Grenze zu Brasilien und Argentinien. 

Diese strategische Lage erleichtert den Produktionsfluss zu den beiden wichtigsten Volkswirtschaften des Mercosur. Darüber hinaus bietet Paraguay Vorteile wie eine geringere Steuerbelastung im Vergleich zu seinen Nachbarn und niedrige Stromkosten für Industrieprojekte. Die Einweihung der sogenannten Integrationsbrücke (noch ohne Datum) steht ebenfalls auf der Liste der Vorteile, da sie den Warenverkehr durch die Region erleichtern wird. Die Gruppe, die Paraguay besuchte, bestand hauptsächlich aus Vertretern des Logistiksektors. Der Name des Hauptunternehmens, das seinen Sitz in Deutschland hat, ist in der Pressemitteilung des MIC nicht enthalten.

Industrie und Dienstleistungen in Paraguay

Im Rahmen der Bemühungen zur Umstrukturierung der lokalen Wirtschaft hat Ciudad del Este in den letzten Jahren Millioneninvestitionen in Industrie und Dienstleistungen erhalten. Derzeit ist der größte Teil der Maquila-Industrie (Montage und Veredelung von Produkten) in Paraguay in Ciudad del Este und den angrenzenden Gemeinden angesiedelt. Brasilien und Argentinien sind als Käufer und als Teil der Exportlogistikkette beteiligt. Im Dienstleistungssektor sind in der Hauptstadt von Alto Paraná bereits Unternehmen wie der regionale Hauptsitz eines multinationalen Callcenters ansässig. Das Unternehmen entschied sich für die Stadt aufgrund der großen Verfügbarkeit von Arbeitskräften, die Spanisch und Portugiesisch sprechen.

Mittwoch, 9. April 2025

Uruguay: Mennoniten gewinnen Klage gegen den Staat

Die Glaubensgemeinschaft der Mennoniten gehört dem protestantischen Zweig an und kamen Ende der 1940er Jahre nach Uruguay. Sie gründeten zunächst große Handelsunternehmen in der Küstenregion (in den an Argentinien angrenzenden Departamentos) und später in San José in der Nähe von Montevideo. Heute besteht die Gemeinschaft aus etwa 2.000 Personen. Einige von ihnen leben in Villa de San Fernando de la Florida und wurden vom Leitungsorgan des öffentlichen Bildungswesens angezeigt, weil sie ihre Kinder nicht zur Schule schickten. Die Kinder dieser mennonitischen Gemeinschaft besuchen den Unterricht auf private Weise. Sie haben Kurse in Spanisch und Englisch, die von Lehrern aus dieser Kolonie gehalten werden, die aus den Vereinigten Staaten anreisen, um zu unterrichten. Die Kinder haben alle zwei Wochen Prüfungen und erhalten zusätzlich Fernunterricht. Die Nationale Verwaltung für öffentliche Bildung (ANEP) war jedoch der Ansicht, dass das Recht dieser Jugendlichen auf Bildung verletzt wurde, und beschloss, rechtliche Schritte einzuleiten. Die Justiz entschied jedoch zugunsten der Mennoniten in Florida.



Nach Prüfung des Falls, für den Berichte von öffentlichen Stellen und von Anwälten vorlagen, kam das Gericht zu dem Schluss, dass „das Recht auf Bildung in diesem Fall nicht verletzt wird“, wie aus dem Urteil hervorgeht. Kinder und Jugendliche, die dieser Gemeinschaft angehören oder sie besuchen, werden „virtuell von Lehrern einer ausländischen Schule unterrichtet und besuchen gleichzeitig eine Schule der Gemeinschaft; sie erhalten also Bildung“, urteilte die Richterin Noelia Gutiérrez. In dem Urteil wird auch ein Bericht des Instituts für Kinder und Jugendliche zitiert, in dem es heißt, dass die Erziehung „zu ihrem Glaubens- und Religionssystem gehört“. Und dann wird auf den in Uruguay geltenden Grundsatz der Obligatorität der Bildung eingegangen: „Es geht nicht um die Anmeldung der Kinder in uruguayischen Bildungseinrichtungen, sondern darum, dass sie eine Grundschul- und Sekundarschulbildung erhalten.“

Die Richterin entschied, die Klage abzuweisen, und führte als Argument eine Änderung des Gesetzes zur dringenden Prüfung an, das während der Regierung von Luis Lacalle Pou verabschiedet wurde und die obligatorische Anmeldung in einer Bildungseinrichtung aufhob. „Die Erziehung dieser Kinder und Jugendlichen steht in direktem Zusammenhang mit religiösen Dogmen, die die strukturellen Säulen ihrer Lebensweise, ihrer Beziehungen, ihres Handelns und ihres Denkens sind“, fügt das Urteil hinzu. Darüber hinaus ist die Richterin der Ansicht, dass die Minderjährigen ‚glücklich in ihrer Umgebung‘ und ‚fröhlich‘ sind. Außerdem beschrieb sie, dass sie ihre Gefühle ‚klar und frei‘ ausdrücken.

Die ANEP hatte versucht, die Eltern davon zu überzeugen, die Kinder in uruguayischen Bildungseinrichtungen anzumelden – sie hatte ihnen vier Alternativen dafür genannt –, aber die Eltern lehnten ab. Die Kinder sind in der in den Vereinigten Staaten ansässigen Face Primary Army School eingeschrieben. In einem Verteidigungsschreiben erklärte der Anwalt der Gemeinschaft, Daniel Torres, dass die Gemeinschaft „in einem Gebiet mit leichtem Zugang angesiedelt ist“. Die Kirche „können und besuchen die Menschen, die dies wünschen, auf der Grundlage des Respekts vor ihrer Religion, sie können auch ihre Schule besuchen und sie verhindern nicht den Kontakt oder die Beziehung zur Gesellschaft, indem sie ihre pädiatrischen Untersuchungen und Impfungen auf dem neuesten Stand halten und sich um ihre Gesundheit kümmern“, heißt es in dem Schreiben.

Die Verteidigung hatte auch argumentiert, dass die Haltung der Eltern „rechtskonform“ sei. Die Minderjährigen haben Unterricht in Naturwissenschaften, Musik, Geschichte, Mathematik, Sprache, Unternehmertum, Mechanik, Tischlerei und Kochen, zusätzlich zu „didaktischen Ausflügen“ und einem Bereich mit „Fußballplatz“. Die Eltern sind der Ansicht, dass die Ausbildung, die die Jugendlichen erhalten, „sehr hochqualitativ“ ist, weshalb sie die Vorschläge der uruguayischen Bildungsbehörden nicht akzeptierten. Sie bestehen darauf, ihre Kinder ausschließlich von mennonitischen Fachkräften unterrichten zu lassen. „Jedes Kind, das eine akademische Ausbildung absolviert, wird ständig begleitet, was meiner Meinung nach nahezu perfekt ist“, erklärte Torres im Juli 2024 gegenüber El País, nachdem die ANEP die Klage eingereicht hatte.

Dienstag, 8. April 2025

Paraguay: Außergewöhnlicher Rekord bei Rindfleischexport

Laut den Aufzeichnungen des Nationalen Dienstes für Tiergesundheit und -qualität (Senacsa) hat Paraguay zwischen Januar und März dieses Jahres über 90 Millionen Kilogramm Rindfleisch exportiert, eine im Vergleich zu früheren Zeiträumen außerordentliche Menge. Wie aus den Aufzeichnungen von Senacsa hervorgeht, übertrafen die zwischen Januar und März dieses Jahres exportierten 90.615.074 Kilogramm Rindfleisch die Exporte des Vorjahreszeitraums um 31 % und 75 % und übertrafen die Mengen des ersten Quartals 2019 um 75 %. Dieses Wachstum spiegelt sich auch im Wert der Exporte wider, der im ersten Quartal mehr als 509 Millionen Dollar erreichte. Dieser Wert entspricht einer Steigerung von 53 % im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres.


Chile ist nach wie vor der größte Abnehmer von paraguayischem Rindfleisch auf den Zielmärkten. Sein Anteil am Gesamtvolumen ist jedoch im vergangenen Jahr von 40 % auf etwa 30 % gesunken. An zweiter Stelle steht Taiwan mit einem Verbrauch von über 11 Millionen Kilogramm im ersten Quartal, gefolgt von den Vereinigten Staaten, die über 10 Millionen Kilogramm importierten. Israel und Brasilien liegen mit 9,4 Millionen Kilogramm bzw. 4,8 Millionen Kilogramm auf den Plätzen vier und fünf. Kanada ist ein weiterer Markt, der in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Es liegt derzeit auf Platz sieben der führenden Absatzmärkte für paraguayisches Rindfleisch, direkt hinter Russland.


Donnerstag, 2. Januar 2025

Der Zug, der Lateinamerika verändern wird

Ein ehrgeiziges Eisenbahnprojekt soll Süd- und Mittelamerika durch ein mehr als 3.000 Kilometer langes Netz verbinden und damit den Verkehr und Handel in der Region verändern. Auf dem sogenannte Bergbau-Donnerstag „Jueves Minero“ des Instituts der Bergbauingenieure von Peru (IIMP) wurde der Transkontinentale Elektrozug (Tren Eléctrico Transcontinental) vorgestellt, eine Initiative, die elf lateinamerikanische Länder miteinander verbinden soll. Dies würde die Mobilität der Menschen erleichtern und die wirtschaftliche und touristische Entwicklung fördern. Der Architekt Robert Salameh, Leiter des Projekts, hob die Vorteile der Eisenbahn gegenüber der Straße hervor. Er wies darauf hin, dass die Schiene eine bis zu 12-mal höhere Beförderungskapazität als die Straße habe und viel effizienter sei, da sie nur ein Drittel des Verbrauchs von Lastkraftwagen benötige. Die geschätzten Investitionen belaufen sich auf ca. 9 Milliarden US-Dollar und werden nach ihrer Fertigstellung voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur haben.

Darüber hinaus könnte die Strecke zu einem Modell für Nachhaltigkeit werden, da sie mit elektrischer Energie betrieben wird und somit im Vergleich zum Straßenverkehr weniger Kohlenstoffemissionen verursacht. Die Schaffung eines transkontinentalen Schienennetzes würde die Logistikinfrastruktur stärken und den grenzüberschreitenden Austausch von Waren und Dienstleistungen erleichtern, was die Konnektivität und Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Länder verbessern würde. Robert Salameh leitet den ehrgeizigen Vorschlag zur Errichtung eines Eisenbahnnetzes, das Südamerika strategisch mit Panama verbinden soll. Dieses Megaprojekt sieht vor, Länder wie Kolumbien, Ecuador, Peru, Chile, Bolivien, Argentinien, Paraguay, Brasilien, Uruguay, Venezuela, Panama und die Guyanas über eine Strecke von rund 3.000 Kilometern zu verbinden. Neben der Verbesserung der Verkehrsanbindung zielt die Initiative darauf ab, den regionalen Handel zu stärken, die Logistikkosten zu senken und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Dieser Eisenbahnkorridor würde auch den Tourismus ankurbeln und zu einer stärkeren sozialen und kulturellen Integration in Lateinamerika beitragen.

Welche Auswirkungen hätte die transkontinentale elektrische Eisenbahn?

Der Bau, der Betrieb und die Wartung des transkontinentalen elektrischen Zuges werden in den beteiligten Ländern Tausende von direkten und indirekten Arbeitsplätzen schaffen, die Schlüsselsektoren wie Maschinenbau, Bauwesen, Logistik und Tourismus zugute kommen. Das Projekt wird auch die Ausbildung von Arbeitnehmern fördern, die auf Eisenbahntechnologie und nachhaltige elektrische Systeme spezialisiert sind. Es wird auch die lokale Wirtschaft ankurbeln, indem es die Beschaffung einheimischer Zulieferer für Materialien und Dienstleistungen sowie die Modernisierung der nahe gelegenen Häfen, Bahnhöfe und Straßen fördert. Ein effizientes Schienennetz wird die regionalen Märkte miteinander verbinden, das Wachstum des Binnenhandels fördern und den Transport einheimischer Produkte erleichtern.

Das Megaprojekt könnte zu einem weltweiten Maßstab werden

Der Transkontinentale Elektrozug hat das Potenzial, sich als globales Modell für nachhaltigen Verkehr zu positionieren, da er sich auf elektrische Züge konzentriert, die Lateinamerika mit den internationalen Emissionsreduktionszielen in Einklang bringen werden. Darüber hinaus entwickelt er sich zu einer Referenz für umweltfreundliche und effiziente Mobilität. In strategischer Hinsicht wird das Schienennetz den Güter- und Personenverkehr optimieren und die logistische Integration zwischen Süd- und Mittelamerika und den globalen Märkten fördern. Durch die Verbindung von Häfen, Produktionszentren und Gewerbegebieten wird es den interkontinentalen Handel fördern.



Sudan: Cholera-Situation, 02. Januar 2025

Cholera hat im Sudan eine lange Geschichte und ist durch wiederkehrende Ausbrüche gekennzeichnet, die durch Konflikte, Umweltfaktoren und unzureichende WASH- und Gesundheitsinfrastruktur verursacht werden. Cholera verbreitet sich hauptsächlich durch kontaminiertes Wasser, wobei viele Gebiete im Sudan aufgrund mangelnder Hygiene sehr anfällig sind. Schwere Formen der Cholera können plötzlich auftretenden akuten wässrigen Durchfall verursachen, der unbehandelt zu schneller Dehydrierung und zum Tod führen kann (WHO 11.12.2023).

Zu den bedeutenden Epidemien in der Vergangenheit zählen der Ausbruch im Jahr 2017, als aufgrund gestörter Gesundheitsversorgung und schlechter Hygienebedingungen innerhalb von zwei Monaten etwa 700 Todesfälle und 22.000 Infektionen auftraten, sowie der Ausbruch 2019–2020, als schwere Regenfälle und Überschwemmungen die Wasserversorgung verunreinigten, was in mehreren Bundesstaaten zu Hunderten von Fällen führte (AJ 21.08.2024; Radio Dabanga 13.06.2017; WHO 24.11.2019). Auch im Sudan kam es seit Beginn des Krieges im April 2023 zu Ausbrüchen (MSF 11.09.2024).

Im August 2024 wurde in den Bundesstaaten Gedaref, Kassala und Nil ein Cholera-Ausbruch gemeldet (MSF 11.09.2024). Bis zum 16. Dezember wurden an 81 Orten in 11 der 18 Bundesstaaten Sudans über 47.365 Fälle gemeldet, mit etwa 1.235 Todesopfern und einer Letalitätsrate von 2,6 %, die den von der WHO akzeptierten Standard von unter 1 % übersteigt (General Directorate of Health Emergencies & Epidemics Control abgerufen am 18.12.2024; WHO 16.12.2022). Aufgrund von Schwierigkeiten beim Zugriff auf und bei der Meldung von Daten sind die tatsächlichen Zahlen jedoch wahrscheinlich höher (AJ 21.08.2024; KII 21.11.2024). Eingeschränkter Zugriff und verlangsamte Überweisungen der Bevölkerung an Gesundheitseinrichtungen tragen ebenfalls zur Unterberichterstattung bei (STC 05.09.2024). Nach Angaben der Generaldirektion für gesundheitliche Notfälle und Epidemiekontrolle gab es bis zum 16. Dezember aufgrund eines fehlenden Netzwerks keine Cholerameldungen aus den Bundesstaaten Blauer Nil und Zentral-, Ost- und West-Darfur. Die eingeschränkte Netzwerkverfügbarkeit beeinträchtigte auch die Meldungen in acht weiteren Bundesstaaten (Generaldirektion für gesundheitliche Notfälle und Epidemiekontrolle, abgerufen am 18.12.2024). Im ganzen Land stiegen die gemeldeten Fälle von Oktober bis November um 33,3 % (OCHA, 04.12.2024). Bis zum 16. Dezember wurden die meisten Fälle in Aj Jazirah (11.179), Al Qadarif (9.745), Kassala (7.364), Weißer Nil (6.646) und Fluss-Nil (5.824) gemeldet (Generaldirektion für gesundheitliche Notfälle und Epidemiekontrolle, abgerufen am 18.12.2024). Auch in Gedaref stieg die Zahl der Fälle von November bis Oktober um 117 %. bis zum 28. Oktober wurden im Bundesstaat 5.770 Fälle gemeldet (OCHA 12.04.2024; OCHA 11.01.2024).

Die jüngste Eskalation der Feindseligkeiten in den Bundesstaaten Aj Jazirah und Sennar hat zu weiteren Vertreibungen in die Bundesstaaten Gedaref, Kassala und Blauer Nil geführt und die ohnehin begrenzten Reaktionsmöglichkeiten in diesen Regionen überfordert (Camp Coordination and Camp Management Cluster, 17.11.2024).

Überfüllte Vertreibungsorte und Siedlungen ohne ausreichende Wasser- und Sanitäreinrichtungen, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen bedeuten, dass Binnenflüchtlinge besonders gefährdet sind (Health Cluster 13.11.2024).

Cholera hat alle Altersgruppen betroffen, wobei über 70 % der Fälle bei Säuglingen und Erwachsenen bis zum Alter von 50 Jahren auftreten. Obwohl es in allen Altersgruppen Todesfälle gab, war die Sterblichkeitsrate bei Personen ab 70 Jahren am höchsten (14,56 %), dicht gefolgt von den Altersgruppen 60–69 und 20–29 (12,09 %). Diese höhere Sterblichkeitsrate kann auf ein geschwächtes Immunsystem, Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen, die die Dehydrierung verschlimmern, und einen eingeschränkten Zugang zu rechtzeitiger medizinischer Versorgung zurückzuführen sein, was die Behandlung verzögert. Die Daten zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Generaldirektion für gesundheitliche Notfälle und Epidemiekontrolle, abgerufen am 26.11.2024).