Mittwoch, 30. April 2025

Gravierende Verschlechterung der Menschenrechtslage in Lateinamerika

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat in ihrem Jahresbericht 2025 davor gewarnt, dass sich die Menschenrechtslage in Lateinamerika im Laufe des Jahres 2024 alarmierend verschlechtert hat. Besonders die Situation in Haiti, Nicaragua, Venezuela, Mexiko, Kolumbien, El Salvador und Kuba wird als kritisch bezeichnet. Dem Bericht zufolge durchläuft die Region einen „gefährlichen Rückschritt“, der durch die Unterdrückung abweichender Meinungen, die Kriminalisierung von Protesten, die Straflosigkeit für schwere Verbrechen und den mangelnden Schutz der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen gekennzeichnet ist. Die Organisation forderte die lateinamerikanischen Staaten auf, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen, Gerechtigkeit zu gewährleisten und Menschenrechtsverteidiger zu schützen, um die strukturellen Verstöße zu stoppen, von denen Millionen von Menschen betroffen sind.

Haiti: bewaffnete Gewalt und Staatszerfall

In Haiti dokumentierte Amnesty International im Jahr 2024 ein Szenario extremer Gewalt, wobei das Land unter der Kontrolle bewaffneter Gruppen stand, die angesichts des Zusammenbruchs der staatlichen Institutionen unbestraft agierten. Es kam zu Vertreibungen, Massenentführungen und einer schweren Nahrungsmittelkrise. Der Bericht wies darauf hin, dass mehr als 50 % der Bevölkerung unter schwerer Ernährungsunsicherheit litten und dass mehrere Regionen des Landes von Hungersnot betroffen waren. AI bezeichnete die internationale Reaktion auf die humanitäre Krise als „bedauerlich unzureichend“.

Nicaragua: systematische Unterdrückung und erzwungenes Exil

Der Bericht weist darauf hin, dass das Regime von Daniel Ortega und Rosario Murillo im Jahr 2024 eine Strategie der systematischen Unterdrückung jeglicher Form von Dissidenz verfolgte. Es wurden neue Gesetze verabschiedet, die die Auflösung von politischen Parteien, NGOs und unabhängigen Medien unter dem Vorwurf des „Extremismus“ oder „Terrorismus“ ermöglichen. Aktivisten, Journalisten und Oppositionsführer wurden ohne ordentliches Verfahren verhaftet, während Verschleppungen, Folter und die Flucht von Hunderten Nicaraguanern aus Angst vor Repressalien zu verzeichnen waren.

Venezuela: weit verbreitete Straflosigkeit

In Venezuela setzte die Diktatur von Wahl-Betrüger Nicolás Maduro im Jahr 2024 laut dem Bericht willkürliche Verhaftungen, Folter und außergerichtliche Hinrichtungen ein, um die politische und soziale Opposition zum Schweigen zu bringen. Amnesty International prangerte auch die allgemeine Straflosigkeit für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den vergangenen Jahren, die Kriminalisierung von NGOs und Menschenrechtsverteidigern sowie die mangelnde Unabhängigkeit der Justiz an. Die humanitäre Krise verschärfte sich und führte zur Flucht von Millionen Venezolanern.

Mexiko: strukturelle Gewalt und Straflosigkeit

Mexiko war laut AI weiterhin eines der gefährlichsten Länder für Menschenrechtsverteidiger und Journalisten. Im Laufe des Jahres 2024 wurden außergerichtliche Hinrichtungen durch Streitkräfte, Verschleppungen und die Zusammenarbeit zwischen Behörden und der organisierten Kriminalität gemeldet. Die geschlechtsspezifische Gewalt nahm weiter zu: Jeden Tag wurden zehn Frauen ermordet, die meisten Fälle ohne angemessene Ermittlungen. Feministische Organisationen prangerten die institutionelle Vernachlässigung von Frauenmorden und die erneute Viktimisierung der Familien an.

Kolumbien: Verschärfung der Gewalt

In Kolumbien führten laut Amnesty International die Wiederbelebung illegaler bewaffneter Gruppen und die mangelnde Umsetzung des Friedensabkommens zu einem Klima anhaltender Gewalt. Mehr als 200 soziale Führer und Menschenrechtsverteidiger wurden 2024 ermordet, insbesondere in ländlichen Gebieten. AI dokumentierte auch die Zunahme der Zwangsrekrutierung von Minderjährigen und der Binnenvertreibung angesichts fehlender wirksamer staatlicher Schutz- und Justizmaßnahmen.

El Salvador: rascher Rückschritt bei den Bürgerrechten

Der seit 2022 in El Salvador verhängte Ausnahmezustand habe zu einem raschen Rückschritt bei den Bürgerrechten geführt, heißt es in dem Bericht. Im Jahr 2024 wurden mehr als 75.000 Menschen wegen des Verdachts der Bandenmitgliedschaft festgenommen, oft ohne Beweise und ohne ordentliches Verfahren. AI berichtete über Folter, Todesfälle in Gewahrsam, unmenschliche Haftbedingungen und willkürliche Verhaftungen unschuldiger Personen, darunter auch Minderjährige. Darüber hinaus wies die Organisation darauf hin, dass das Justizsystem unter politischem Druck stehe.

Kuba: Zensur und Kriminalisierung von Protesten

AUF Kuba behielt das Regime laut Amnesty International auch 2024 die absolute Kontrolle über Dissidenten. Willkürliche Verhaftungen, Gerichtsverfahren ohne Garantien und vage Strafanzeigen wie „öffentliche Unruhen“ oder „Aufruhr“ wurden von der menschenverachtenden Diktatur genutzt, um Oppositionelle zu inhaftieren. AI dokumentierte auch digitale Überwachung, Einschränkungen des Internetzugangs und Blockaden unabhängiger Medien als Teil einer systematischen Politik der Kriminalisierung abweichender Meinungen.

Finanzmärkte in Lateinamerika: Schlüsselbegriffe für den erfolgreichen Handel

Lateinamerikas Finanzmärkte gewinnen zunehmend an Bedeutung für internationale Investoren. Die Region bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen, die den ganz eigenen Dynamiken und politischen Gegebenheiten geschuldet sind.

Makroökonomische Grundlagen

Die wirtschaftliche Stabilität Lateinamerikas wird maßgeblich durch makroökonomische Indikatoren beeinflusst.
Dazu gehören:

  • Inflation: Viele Länder der Region kämpfen mit hoher Inflation, die die Kaufkraft mindert und Investitionen erschwert.
  • Leitzinsen: Zentralbanken reagieren auf Inflation häufig mit Zinserhöhungen, die wiederum die Kreditaufnahme und die wirtschaftliche Dynamik bremsen. Im Gegenzug soll so die Inflation abgemildert werden.
  • Wechselkurse: Volatile Wechselkurse, insbesondere gegenüber dem US-Dollar, können Handelsbeziehungen und Kapitalflüsse erheblich beeinflussen.

Ein markantes Beispiel ist Argentinien: Dort lag die Inflation im Jahr 2023 bei 211,4 %. 2024 sank sie auf 117,8 %, bleibt jedoch weiterhin eine der höchsten weltweit. Im Januar 2025 wurde mit einer monatlichen Rate von 2,2 % der niedrigste Wert seit Juli 2020 erreicht. Dies ist ein Ergebnis der wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung unter Präsident Javier Milei. Allerdings wurde die Entwicklung mit harten Einschnitten in die Sozialsysteme erkauft, die für viele Menschen erhebliche finanzielle Probleme bedeuten.

Diese Aspekte zeigen, wie instabile makroökonomische Rahmenbedingungen die Finanzmärkte prägen und Investoren zu einer besonders sorgfältigen Risikobewertung zwingen.

Wichtige Finanzinstrumente in der Region

Lateinamerikas Finanzmärkte bieten eine Vielzahl von Instrumenten:

  • Aktienmärkte: Die B3 in São Paulo ist die größte Börse der Region. Der Bovespa-Index (Ibovespa) bildet rund 80 % der Marktkapitalisierung ab.
  • Anleihen: Staats- und Unternehmensanleihen sind gängige Finanzierungsinstrumente. Brady Bonds halfen in den 1980er Jahren bei der Umstrukturierung von Auslandsschulden.
  • Rohstoffmärkte: Die Region ist reich an Ressourcen wie Kupfer und Lithium, deren Preise stark schwanken und somit Handelsmöglichkeiten bieten.

Darüber hinaus gewinnen grüne Anleihen an Bedeutung. Dies ist insbesondere in Ländern wie Chile der Fall, das als erstes lateinamerikanisches Land eine grüne Staatsanleihe emittierte.

Politische und regulatorische Faktoren

Politische Stabilität und regulatorische Rahmenbedingungen sind entscheidend für das Vertrauen von Investoren in die Wirtschaft.

Hier einige Beispiele für Maßnahmen in den letzten Jahren:

  • Brasilien: In den letzten Jahren wurden wirtschaftsliberale Reformen durchgesetzt – darunter Privatisierungen, die Unabhängigkeit der Zentralbank und Öffnung für ausländische Investoren. Diese Maßnahmen haben die Kapitalmärkte stabilisiert.
  • Argentinien: Präsident Javier Milei setzte seit Ende 2023 tiefgreifende Reformen durch: Kürzung von Subventionen, Bürokratieabbau und Freigabe des Wechselkurses. Rein finanziell hat dies bei den Staatsfinanzen für mehr Stabilität gesorgt. Die internationale Gemeinschaft honorierte die Maßnahmen mit Finanzzusagen in Höhe von 42 Mrd. US-Dollar.
  • Kolumbien: Trotz politischem Wechsel zu einem linken Präsidenten (Gustavo Petro) blieb Kolumbien wirtschaftlich stabil. Die Notenbank ist unabhängig, der Finanzsektor transparent. Strukturreformen wurden diskutiert, aber eher behutsam umgesetzt.
  • Mexiko: Präsident López Obrador stärkt staatliche Energieunternehmen zulasten privater Anbieter. Das sorgt für Unsicherheit bei Investoren, insbesondere aus dem Ausland. Die Nähe zum US-Markt bleibt jedoch ein stabilisierender Faktor.

Schlüsselbegriffe im Handel verstehen

Ein fundiertes Verständnis zentraler Trading begriffe ist für den Handel in Lateinamerika unerlässlich. Dazu gehören:

  • Volatilität: Maß für die Schwankungsintensität von Preisen. Hohe Volatilität bedeutet potenziell hohe Gewinne, aber auch hohes Risiko.
  • Spread: Differenz zwischen An- und Verkaufskurs eines Finanzinstruments. In Märkten mit geringer Liquidität oft höher.
  • Emerging Markets Risiko: Bezeichnet Unsicherheiten in aufstrebenden Märkten, etwa durch politische Instabilität.
  • Carry Trade: Strategischer Währungshandel, bei dem von Zinsdifferenzen profitiert wird – relevant in Ländern mit hohen Leitzinsen wie Brasilien.
  • Liquidität: Gibt an, wie leicht ein Wertpapier handelbar ist. In Lateinamerika ist die Liquidität oft geringer als in westlichen Industrieländern.
  • Beta-Faktor: Kennzahl zur Bewertung der Volatilität eines Wertpapiers im Vergleich zum Gesamtmarkt – wichtig zur Risikoeinschätzung.
  • CDS (Credit Default Swaps): Finanzinstrumente zur Absicherung gegen Kreditausfälle. In Lateinamerika werden diese auch als Risikobarometer genutzt.
  • Inflationsindexierte Anleihen: Anleihen, deren Rückzahlung an die Inflation gekoppelt ist – besonders in hochinflationären Ländern verbreitet.
  • Währungsrisiko: Erheblicher Risikofaktor bei Investitionen in Ländern mit instabiler Landeswährung.
  • Kapitalverkehrskontrollen: Eingriffe der Staaten zur Steuerung des Kapitalflusses – relevant in Argentinien und Venezuela.

Technologische Entwicklungen & Digitalisierung

Die Digitalisierung verändert die Finanzmärkte Lateinamerikas:

  • Digitale Börsenplätze: Modernisierung erhöht Effizienz und Markttransparenz.
  • Fintechs: Start-ups wie das brasilianische Nubank revolutionieren die Finanzdienstleistung durch innovative, digitale Lösungen.

Diese Entwicklungen tragen zur finanziellen Inklusion bei und bieten neue Handelsmöglichkeiten – gleichzeitig steigt der Wettbewerbsdruck für klassische Banken.

Fazit & Ausblick

Lateinamerikas Finanzmärkte bieten vielfältige Möglichkeiten, erfordern jedoch ein tiefes Verständnis der regionalen Besonderheiten und Risiken. Investoren sollten politische sowie wirtschaftliche Entwicklungen genau beobachten. Die fortschreitende Digitalisierung und die Einführung neuer Finanzprodukte schaffen zusätzliche Chancen, verlangen aber auch Flexibilität und Lernbereitschaft im Umgang mit sich verändernden Märkten.

Freitag, 25. April 2025

Die Herausforderungen für die katholische Kirche in Brasilien nach Papst Franziskus

In der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts steht die katholische Kirche in Brasilien, dem größten katholischen Land der Welt, vor Herausforderungen, die so groß sind wie ihre Bedeutung in der brasilianischen Gesellschaft. Dies sind Themen, die Papst Franziskus in gewisser Weise versucht hat, anzugehen. Aber sie werden dem nächsten Pontifex als Vermächtnis bleiben. Die katholische Präsenz im größten Land Südamerikas ist trotz des Vormarschs der evangelikalen Kirchen, die ihre Vorherrschaft bedrohen, nach wie vor sehr stark. Laut einer im Februar von dem Theologen und Philosophen Fernando Altemeyer Junior, Professor an der Päpstlichen Katholischen Universität von São Paulo (PUC-SP), durchgeführten Untersuchung gibt es 12.618 Pfarreien im ganzen Land. Mit 490 lebenden Bischöfen, von denen 318 aktiv sind, hat Brasilien den größten Episkopat der Welt – an zweiter Stelle stehen die Vereinigten Staaten mit 446 Bischöfen (276 aktiv); an dritter Stelle folögt Italien mit 397 (227 aktiv). Die katholische Kirche ist seit der Ankunft der Portugiesen in der brasilianischen Geschichte präsent und hat zur kulturellen, künstlerischen, sozialen und administrativen Entwicklung des Landes beigetragen.

Brasilien hat auch die viertgrößte Anzahl von Kardinälen in der Welt, gleichauf mit Frankreich und Argentinien, mit insgesamt acht (aber nur sieben brasilianische Kardinäle sind Wahlmänner im Konklave, das den neuen Papst wählen wird). Dies ist die zweithöchste Position in der kirchlichen Hierarchie, nur noch hinter dem Papst selbst. Italien liegt mit insgesamt 51 Kardinälen an der Spitze, gefolgt von den Vereinigten Staaten (17) und Spanien (13). All diese Größe hat jedoch in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren, was nach Ansicht von Experten auf zwei diametral entgegengesetzte Entwicklungen zurückzuführen ist: zum einen auf den vermeintlichen Verlust des Einflusses der Religion auf die verschiedenen Lebensbereiche und zum anderen auf das Wachstum des Evangelikalismus. „Verliert die katholische Kirche Gläubige? Statistisch gesehen, ja. Aber wir müssen dieses globale Phänomen verstehen“, sagt der Vatikanist Filipe Domingues, Professor an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und Direktor des Laienzentrums, ebenfalls in Rom.

„Dass die Kirche nicht mehr in der Lage ist, mit den Menschen zu sprechen, ist Teil des Problems, aber es gibt auch einen Druck von außen. Alle traditionellen Institutionen sind in der Krise.“ Gleichzeitig leidet die katholische Kirche unter Priestermangel und scheint in einem extrem polarisierten politischen Kontext noch immer nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden zu haben, um zu wichtigen Themen des 21. Jahrhunderts Stellung zu beziehen, betont der Theologe und Historiker Gerson Leite de Moraes, Professor an der Mackenzie Presbyterian University. „Der Vatikan kann nicht viel tun, weil es sich um eine sehr kristallisierte Bürokratie handelt, die Jahrzehnte für jede bedeutende Veränderung braucht“, kommentiert der Theologe, Philosoph und Journalist Domingos Zamagna, Professor an der PUC-SP. „Die Person des Papstes hingegen kann einen enormen missionarischen Nachhall in der religiösen Welt haben, auch wenn es in der Kirche weiterhin große Kontingente von Laien, Priestern und Bischöfen gibt, die die Hirtenschaft von Papst Franziskus missbilligen und sogar bekämpfen“, so Zamagna weiter. „Was der Vatikan tun kann, ist, die Bemühungen der Ortskirchen um eine neue Dynamik in der Kirche zu unterstützen und anzuregen. Es sind die Ortskirchen, die die pastorale Realität kennen.“

Verlust von Gläubigen

Nach den Daten der Volkszählung des brasilianischen Instituts für Geographie und Statistik (IBGE) machten die Katholiken im Jahr 2000 74 Prozent der brasilianischen Bevölkerung aus. Zehn Jahre später waren es nur noch 65 Prozent. Hinzu kommt, dass viele derjenigen, die sich als Katholiken bezeichnen, „nur statistisch“ Katholiken sind, ohne am religiösen Leben teilzunehmen. „Die Existenz der nicht praktizierenden Katholiken ist ein brasilianisches Kulturthema“, sagt die Anthropologin und Historikerin Lidice Meyer Pinto Ribeiro, Professorin an der Universität Lusófona in Portugal. „Unsere Kolonialisierung hatte einen starken Einfluss der katholischen Werte, der in den Brasilianern eine ‚katholische Seele‘, aber nicht die Verpflichtung zum Kirchenbesuch hervorbrachte.“ Während die Zahl der Katholiken im Land zurückging, stieg die Zahl der evangelischen Christen zwischen 2000 und 2010 von 15 Prozent auf 22 Prozent. Die aktuellsten Zahlen aus der Volkszählung 2022 werden erst im Juni dieses Jahres veröffentlicht.

Eine neuere Umfrage von Datafolha aus dem Jahr 2020 zeigt, dass sich damals die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung als katholisch bezeichnete, während 31 Prozent sich als evangelisch bezeichneten. „Der Katholizismus verliert seine Gläubigen nicht, weil sie zu Atheisten werden, sondern weil sie ein konservativeres Christentum annehmen“, betont der Soziologe Francisco Borba Ribeiro Neto, Herausgeber der Zeitung O São Paulo, die von der Erzdiözese São Paulo herausgegeben wird. Es gibt jedoch auch Stimmen, die in die entgegengesetzte Richtung weisen und sagen, dass gerade der katholische Konservatismus der Grund für den Rückgang der Anhängerschaft ist. „Der Verlust von Gläubigen aus der katholischen Kirche und die Zunahme evangelikaler Kirchen ist meiner Meinung nach darauf zurückzuführen, dass die katholische Kirche 34 Jahre lang von den konservativen Pontifikaten Johannes Pauls II. und Benedikts 16. regiert wurde“, sagt der Dominikanermönch und Schriftsteller Frei Betto. „Heute hat die Mehrheit des Klerus eine gemäßigte bis konservative Tendenz. Wir haben keine prominenten prophetischen Gestalten mehr, wie so viele, die sich für die Menschenrechte und die Option für die Armen eingesetzt haben.“

Laut Frei Betto fühlen sich heute „viele Gläubige aus den unteren Schichten“ nicht mehr „in den überwiegend bürgerlich geprägten Pfarreien zu Hause“. „Wenn Sie in ein Gebäude in São Paulo gehen, sind die Bewohner vielleicht Katholiken, aber der Pförtner, der Klempner, die Reinigungskräfte und die Köche sind mit Sicherheit Evangelikale“, so Betto. „Franziskus hat getan, was er konnte, um die Kirche zu erneuern, aber sie ist zu einer konservativen Körperschaft mit einem progressiven Kopf geworden.“ Fr. Betto erinnert daran, dass Franziskus zu einer „Entelitisierung“ der katholischen Kirche aufgerufen hat. „Solange dies nicht geschieht, werden wir Katholiken weiterhin Gläubige an die evangelischen Kirchen verlieren“, sagt er. Der Theologe Moraes ist der Ansicht, dass die katholische Kirche vor einer doppelten Herausforderung steht: Einerseits verliert sie ihre Vormachtstellung durch die Abwanderung der Gläubigen zu anderen Konfessionen, andererseits kann sie diejenigen, die weiterhin Katholiken sind, nicht vernachlässigen – es ist notwendig, „die Flamme des Katholizismus in dem Land, das immer noch das größte katholische Land der Welt ist, am Brennen zu halten“, betont er.

„Die evangelischen Kirchen wachsen und der Katholizismus ist ein großer Lieferant von Gläubigen. Die katholische Kirche muss das, was noch übrig ist, bewahren, um die Krise des Verlustes von Gläubigen zu stoppen“, sagt er. Für Ribeiro ist es schwierig, diese beiden Welten, die der Katholiken und die der Evangelikalen, miteinander in Einklang zu bringen. „Leider hat sich in Brasilien eine ideologische Polarität verschärft, die die Evangelikalen immer weiter von den Katholiken entfernt. Die Polarität, die es im 19. Jahrhundert gab und die allmählich nicht mehr so extrem war, kehrt mit noch größerer Kraft zurück“, analysiert er. Doch nicht alle sehen die Evangelikalen als Konkurrenten. „Das Wachstum der Pfingstbewegung ist keine Bedrohung für die katholische Kirche“, meint der Priester und Theologe Eliomar Ribeiro de Souza, nationaler Direktor des Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes in Brasilien. „Es ist eine Bewegung, die aus der Freiheit des Einzelnen und der Bekehrung bestimmter Gruppen entsteht. Heute wird im Umfeld der katholischen Kirche die Art und Weise, wie Menschen ihren Glauben leben wollen, stärker respektiert.“

Neben dem Vormarsch der Evangelikalen weisen andere darauf hin, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung das Interesse an jeglicher Art von Religion verloren hat oder nicht-traditionellen Glaubensformen anhängt. Das hat auch die Volkszählung gezeigt: Von 2000 bis 2010 hat Brasilien 3 Millionen Menschen hinzugewonnen, die sich als religionslos bezeichnen – das sind 8 Prozent der Bevölkerung. Es ist wichtig zu betonen, dass keine Religion nicht zwangsläufig keine Spiritualität bedeutet. Viele Menschen folgen keiner formalen Religion, sondern üben weiterhin private Formen der Religiosität aus oder halten an Überzeugungen fest, die nicht als Religionen an sich gelten. Um diese Situation umzukehren, ist nach Ansicht von Moraes eine „konsolidierte Strategie“ erforderlich, die an mehreren Fronten ansetzt: Aktionen an der Basis, charismatische Elemente, die den pfingstlichen Stil nachahmen, und eine starke Präsenz in den Medien.

Eine weitere Herausforderung, auf die Beobachter der katholischen Kirche hinweisen und die für die Beziehung zu den katholischen Gläubigen von besonderer Bedeutung ist und mit dem Verlust von Gläubigen zusammenhängt, ist der Priestermangel in Brasilien. Eine unmittelbare Folge davon sei, dass nicht jeder, der potenziell Seelsorge im Katholizismus suchen würde, diese auch erhalten könne – eine Nachfrage, die letztlich von anderen religiösen Konfessionen aufgefangen würde, betont Bruder Betto. Laut einer 2018 veröffentlichten Studie des Zentrums für religiöse Statistiken und soziale Untersuchungen (Ceris), einer inzwischen aufgelösten Stiftung, die mit der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens (CNBB), dem wichtigsten lokalen Gremium der Kirche, verbunden war, gab es 27.300 Priester im ganzen Land, also durchschnittlich einen pro 7.800 Einwohner. Im Vergleich dazu kam in Italien ein Priester auf tausend Einwohner. In der Studie wird auch darauf hingewiesen, dass mindestens 20.000 weitere Priester benötigt würden, um alle katholischen Gemeinden im Land zu versorgen. Die in dem Bericht befragten Experten sind der Ansicht, dass die heutige Situation nicht anders ist.

„Wenn wir die Zahl der Priester in Brasilien mit der anderer Länder vergleichen, können wir sagen, dass es in unserem Land einen Mangel an Priestern gibt“, räumt Zamagna ein. Seiner Ansicht nach muss das Verhältnis von Priestern zur Bevölkerung jedoch keiner exakten Regel folgen, da verschiedene Regionen unterschiedliche Bedürfnisse haben können. Für Souza ist eine Erneuerung des Klerus notwendig – und dazu gehört auch ein Mentalitätswandel. „Es gibt zu viele junge Menschen, die in die Seminare gehen und nach Schemata ausgebildet werden, die für eine sich verändernde Welt zu alt sind“, argumentiert Souza. „Die Folge davon sind Priester, die nicht wissen, wie sie den Menschen von heute dienen können.“ Während des Pontifikats von Papst Franziskus wurde eine Reihe von Maßnahmen geprüft, um dieses Defizit auszugleichen. Auf der Amazonas-Synode 2019 wurde zum Beispiel die Möglichkeit erörtert, verheiratete Männer zu weihen. Der Vorschlag wurde nicht angenommen.



Donnerstag, 17. April 2025

Lateinamerika: Taiwan spendet Paraguay vier Hubschrauber

Der Präsident Paraguays, Santiago Peña, gab am Dienstag (15.) bekannt, dass Taiwan seinem Land vier Hubschrauber spenden wird, die zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und der logistischen Kapazitäten der Streitkräfte eingesetzt werden sollen. „Vier neue Hubschrauber, eine Spende der Schwesterrepublik China, Taiwan, sind auf dem Weg zu uns“, sagte Peña während eines Besuchs in der Region Chaco im Westen Paraguays, wohin sich der Präsident zusammen mit mehreren Ministern begeben hatte, um die von den Regenfällen und Überschwemmungen des Flusses Pilcomayo betroffenen Gemeinden zu besuchen.

Die Helikopter „sollen im Juni oder Juli eintreffen“ und werden „zur Stärkung der Verteidigungsarbeit, aber auch zur logistischen Unterstützung der Streitkräfte“ eingesetzt, kündigte der Staatschef an, der zugab, dass er „mit großer Erwartung“ auf die Spende warte. Paraguay ist das einzige Land Südamerikas, das offizielle Beziehungen zu Taiwan unterhält, das von zwölf Staaten diplomatisch unterstützt wird, von denen sieben (Paraguay, Guatemala, Belize, Haiti, St. Vincent und die Grenadinen, St. Lucia und St. Kitts und Nevis) in Lateinamerika und der Karibik liegen.

Taiwan

Paraguay
 
 





Dienstag, 15. April 2025

Der rätselhafte Erreger: Oropouche-Virus in Lateinamerika häufiger als gedacht

Ähnlich wie Dengue- oder Zika-Viren verursacht das Oropouche-Virus eine Fiebererkrankung, es gibt außerdem Hinweise auf eine mögliche Schädigung des Ungeborenen während der Schwangerschaft. Wie Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin jetzt belegen, ist das Virus in Lateinamerika deutlich weiter verbreitet als bisher angenommen. Die im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases* veröffentlichte Studie deutet zudem darauf hin, dass klimatische Bedingungen das Infektionsgeschehen stark beeinflussen.

Das Oropouche-Virus ist in Lateinamerika seit den 1950er Jahren bekannt, über Jahrzehnte wurden allerdings in den meisten Ländern nur wenige Fälle pro Jahr offiziell gemeldet. Ein internationales Forschungsteam um Prof. Jan Felix Drexler, Leiter der Arbeitsgruppe Virusepidemiologie am Institut für Virologie der Charité, hat in einer umfangreichen Studie nun untersucht, wie weit verbreitet der Erreger tatsächlich ist. „Unseren Daten zufolge ist das Oropouche-Virus in Lateinamerika massiv unterdiagnostiziert“, erklärt der Studienleiter, der auch im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) forscht. „In manchen Gegenden hat mindestens jeder Zehnte eine Infektion mit dem Erreger durchgemacht.“

Weiter verbreitet als gedacht – aber noch nicht gut untersucht

Das Oropouche-Virus verursacht unspezifische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch Übelkeit oder Hautausschläge. Lange galt die Erkrankung als größtenteils mild, Berichte über schwerere Verläufe mit Hirnhautentzündung waren selten. Aus bisher unbekannten Gründen ist die Zahl der aus Lateinamerika und der Karibik gemeldeten Infektionen seit Ende 2023 auf mehr als 20.000 Fälle in die Höhe geschnellt und es wurden zwei Todesfälle bei jungen, gesunden Frauen beobachtet. Außerdem sind mehrere Fälle beschrieben worden, in denen eine Infektion während der Schwangerschaft offenbar zu Fehlgeburten oder Fehlbildungen des Ungeborenen geführt haben.

„Wir wissen noch vergleichsweise wenig über das Virus“, erklärt Jan Felix Drexler. „Welche Folgen eine Infektion haben kann, auch auf das ungeborene Leben, muss weiter untersucht werden. Ob es hier Parallelen zum Zika-Virus gibt, steht noch nicht fest. Insgesamt scheint es jedoch weniger häufig zu einer Schädigung des Ungeborenen zu kommen als bei Zika.“ Eine Impfung gegen das Virus oder eine spezifische Therapie gegen das Oropouche-Fieber gibt es nicht.

Für die Studie untersuchte das Forschungsteam mehr als 9.400 Blutproben gesunder und kranker Menschen, die zwischen 2001 und 2022 in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador und Peru gesammelt worden waren. Über alle Gebiete hinweg fanden sich in rund 6 Prozent der Proben Antikörper gegen das Oropouche-Virus – ein Hinweis auf eine durchgemachte Infektion mit dem Erreger. Dabei zeigten sich starke regionale Unterschiede: In Costa Rica wiesen durchschnittlich 2 Prozent der Proben Antikörper gegen den Erreger auf, in Ecuador waren es 5 Prozent und in den Amazonasgebieten mehr als 10 Prozent. In großen Höhen hatten die Menschen seltener ein Oropouche-Fieber durchlebt als in der wärmeren Tiefebene. Der Vergleich von Blutproben verschiedener Jahre wies außerdem darauf hin, dass das Infektionsgeschehen von Jahr zu Jahr schwankt.

Studie schätzt Oropouche-Infektionsrisiko für alle Länder Lateinamerikas ab

Was aber treibt das Infektionsgeschehen an? Um das herauszufinden, analysierten die Forschenden per Maschinellem Lernen, ob zwischen Oropouche-Infektionen und einer Reihe von Umwelt- und demografischen Faktoren ein Zusammenhang besteht. Der Auswertung zufolge haben klimatische Bedingungen wie Regen und konstante Temperaturen offenbar den größten Einfluss auf das Vorkommen des Oropouche-Virus. „Wir gehen deshalb davon aus, dass der aktuelle Oropouche-Ausbruch durch Wetterphänomene wie El Niño angeheizt worden ist“, erklärt Jan Felix Drexler. „Hinweise auf veränderte Eigenschaften des Virus als alternative Erklärung für die aktuell hohen Fallzahlen haben wir dagegen nicht gefunden. Ich halte es für möglich, dass sich das Oropouche-Virus im Zuge des Klimawandels in Zukunft noch weiter ausbreiten wird.“

Auf Basis der Erkenntnisse schätzte das Forschungsteam das Oropouche-Infektionsrisiko für ganz Lateinamerika ab und stellte es auf einer Übersichtskarte dar. „Das Hauptverbreitungsgebiet des Oropouche-Virus ist der Amazonas-Regenwald“, resümiert Jan Felix Drexler. „Ein hohes Risiko für Infektionen besteht aber auch in Teilen Zentralamerikas und der Karibik sowie im Süden und an der Küste Brasiliens.“

Schutz vor Infektionen vor Ort

„Neben dem Dengue- und Chikungunya-Virus ist das Oropouche-Virus vermutlich das häufigste von Insekten verbreitete Virus in Lateinamerika“, betont Jan Felix Drexler. Um sich vor einer Infektion zu schützen, rät er bei einem Besuch der Region zu einem konsequenten Schutz vor Insektenstichen. „Zum Schutz gegen das Oropouche-Virus, aber auch gegen andere tropische Viren wie Dengue oder Zika, empfiehlt es sich, lange Kleidung zu tragen und Insektenabwehrmittel mit DEET oder Icaridin zu nutzen“, sagt der Mediziner. „Moskitonetze können ebenfalls Schutz bieten, wenn sie feinmaschig genug sind.“ Das Virus wird hauptsächlich von sogenannten Gnitzen übertragen, also sehr kleinen Stechmücken von bis zu 3 Millimetern Länge, die von herkömmlichen Netzen aufgrund der zu großen Maschen nicht abgehalten werden. Schwangeren empfiehlt Jan Felix Drexler, sich vor einem Aufenthalt in Risikogebieten reisemedizinisch beraten zu lassen, solange das intensive Infektionsgeschehen anhält und die Folgen einer Oropouche-Infektion für Ungeborene noch nicht klar sind.

15.04.2025

Anna Frühauf

© Charité | Anna Frühauf (Abbildung aus der Originalpublikation in The Lancet Infectious Diseases)


Freitag, 11. April 2025

Globale Unternehmen setzen auf Pix für Wachstum in Brasilien

Im südamerikanischen Land Brasilien gewinnt das Sofortzahglungssystem Pix immer mehr an Fahrt und wird zur meistgenutzten E-Commerce-Zahlungsmethode werden. Deshalb sind internationale Unternehmen bestrebt, das Wachstumspotenzial zu nutzen. EBANX, ein globales Fintech-Unternehmen, das sich auf Zahlungen in Schwellenländern spezialisiert hat und in Brasilien gegründet wurde, und Spreedly, eine der führenden Open-Payments-Plattformen, sind eine Partnerschaft eingegangen, um Unternehmen dabei zu helfen, brasilianischen Kunden lokale Zahlungsoptionen anzubieten, darunter Pix, Boleto, digitale Geldbörsen sowie Kredit- und Debitkarten. Unternehmen aus verschiedenen Branchen, wie die Reiseunternehmen Busbud und Rocket Travel by Agoda, profitieren bereits von dieser einheitlichen Lösung, die einen Trend zur Anpassung an regionale Zahlungspräferenzen widerspiegelt.

„Brasilien und Lateinamerika insgesamt sind für die globale Expansion von entscheidender Bedeutung, und unsere Partnerschaft mit EBANX ermöglicht es Händlern, lokale Optionen wie Pix, digitale Geldbörsen und Karten anzubieten und so ihr Geschäftswachstum zu fördern und das Kundenerlebnis zu verbessern“, erklärt Rose François, VP of Partnerships bei Spreedly. „Interne EBANX-Daten zeigen die Vorteile, die sich ergeben, wenn man Kunden die Möglichkeit bietet, mit ihren bevorzugten Methoden zu bezahlen. E-Commerce-Unternehmen, die Pix über unsere Technologie akzeptieren, verzeichnen einen 25-prozentigen Anstieg der Kundenzahl und einen 16-prozentigen Anstieg des Umsatzes. Unsere Partner haben erkannt, dass das Anbieten von Pix keine Option, sondern ein Muss ist“, bekräftigt Daniel Kornitzer, VP of Global Partnerships bei EBANX.

Das Wachstum von Pix

Pix hat sich in Brasilien zu einem „Game Changer“ entwickelt, insbesondere in der Reisebranche: „Pix revolutioniert die Art und Weise, wie die Reisebranche Transaktionen verarbeitet. Für Reiseunternehmen ist das Angebot schneller und sicherer Zahlungen für internationale Kunden entscheidend“, fügt François hinzu. Laut einer EBANX-Analyse, die auf Daten von Payments and Commerce Market Intelligence (PCMI) basiert, macht Pix bereits 33 Prozent des Gesamtwerts der touristischen Online-Einkäufe in Brasilien aus und ist damit eine der am schnellsten wachsenden Methoden im gesamten digitalen Handel. Mit der Einführung von Pix Automatic im Juni 2025, das wiederkehrende Zahlungen ermöglicht, wird erwartet, dass Pix den Umsatz auch in anderen Bereichen wie Streaming und SaaS steigern wird. „Im vergangenen Jahr stiegen die Pix-Transaktionen von EBANX um 139 Prozent, und Pix Automático wird dieses Wachstum weiter beschleunigen“, so Kornitzer von EBANX abschließend.

Expansion in Lateinamerika

Zusätzlich zu Brasilien erstreckt sich die Partnerschaft zwischen Spreedly und EBANX auf 16 weitere lateinamerikanische Länder, darunter Mexiko, Kolumbien, Peru und Argentinien sowie Länder in Zentralamerika und der Karibik. Kunden in diesen Regionen können digitale Geldbörsen, lokale Debit- und Kreditkarten sowie Ratenzahlungen nutzen. Lateinamerika bietet große Wachstumschancen: In Mexiko und Peru wächst der E-Commerce jährlich um 25 Prozent bzw. 20 Prozent. Der brasilianische Online-Markt soll bis 2027 ein Volumen von 586 Milliarden Dollar erreichen“, zitiert Kornitzer Daten des PCMI. Trotz der zunehmenden Nutzung alternativer Methoden wie Pix bleiben Karten in Lateinamerika unverzichtbar: Sie machen 55 Prozent des digitalen Handelsvolumens in der Region aus (43 Prozent Kredit- und 12 Prozent Debitkarten) und 45 Prozent in Brasilien (44 Prozent Kredit- und 1 Prozent Debitkarten). Debit- und Kreditkarten, auch von lokalen Marken, sind neben Alternativen wie Pix unerlässlich. Die Unternehmen müssen verschiedene Zahlungsoptionen anbieten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden“, fügt Kornitzer hinzu.





Donnerstag, 10. April 2025

Volkswagen treibt Zukunftsplan mit neuem Pickup für Südamerika voran

Die Marke Volkswagen macht Tempo bei der Umsetzung ihres globalen Zukunftsplans. Mit einer Investition von 580 Millionen US-Dollar in Argentinien schafft sie die Grundlage für die nächste Generation eines Mittelklasse-Pickups als Nachfolger des Amarok. Produziert wird das neue Modell ab 2027 im Werk Pacheco in Argentinien. Es wird gezielt für den Markt entwickelt und stärkt das strategisch wichtige Pickup-Segment in Südamerika. Ziel der Marke ist es, bis 2030 technologisch führender Volumenhersteller weltweit zu sein. Der Ausbau regionaler Marktpositionen und eigenständiger Produktlösungen ist dafür ein zentraler Baustein. Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen Pkw und Leiter der Markengruppe Core: „Regionales Wachstum und Lokalisierung sind wichtige Elemente unseres globalen Zukunftsplans. Mit dieser Investition stärken wir unsere Position in einer strategisch wichtigen Region für die Marke Volkswagen. Der neue Amarok wird in Südamerika für Südamerika entwickelt, designt und produziert. Damit orientiert er sich perfekt an den marktspezifischen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.“

Während der neue Amarok in Südamerika entwickelt und für die dortigen Märkte produziert wird, bleiben bestehende Partnerschaften zur Produktion des Amarok in Südafrika bestehen. So sichert Volkswagen weiterhin die zuverlässige Versorgung internationaler Märkte – und verfolgt parallel eine passgenaue, lokal verankerte Produktstrategie für Lateinamerika.

Alexander Seitz, CEO Volkswagen Lateinamerika: „Argentinien ist ein zentraler Baustein unserer Südamerika-Strategie. Diese Investition unterstreicht unser Vertrauen in die industrielle Leistungsfähigkeit des Landes. Der neue Amarok setzt neue Maßstäbe – in Performance, Innovation und Nachhaltigkeit.“ Marcellus Puig, Präsident und CEO von Volkswagen Argentinien: „Der Amarok ist ein Symbol für die Stärke von Volkswagen in Argentinien – ein zentrales Element unserer Geschichte, unserer Gegenwart und auch unserer Zukunft. Das neue Modell wird ein echter Volkswagen: mit typischem Design, innovativer Software und Technologie – basierend auf 15 Jahren Erfahrung und über 770.000 Amarok, die mit Stolz in unserem Werk in Pacheco produziert wurden. Damit schaffen wir ein zukunftsweisendes und wettbewerbsfähiges Produkt, das optimal auf unser Marktumfeld ausgerichtet ist.”

Neue Perspektive für Standort Pacheco

Das Werk Pacheco, in dem bereits über 770.000 Amarok-Modelle produziert wurden, wird mit den Investitionen gezielt auf die Anforderungen der neuen Modellgeneration ausgerichtet. Volkswagen führt neue Produktionstechnologien ein, optimiert digitale Prozesse und steigert die Energieeffizienz – ein wichtiger Schritt, um den Standort technisch und wirtschaftlich nachhaltig aufzustellen.

Drei-Phasen-Plan auf dem Weg zum technisch führenden Volumenhersteller

Mit der Vereinbarung „Zukunft Volkswagen“ hat sich die Volkswagen AG Ende 2024 mit der Arbeitnehmerseite auf ein Zielbild verständigt, das wirtschaftliche Stabilität, Beschäftigung und technologische Spitzenposition vereint. Verbindliche Ziele und die dafür vereinbarten Maßnahmen bilden das Fundament für zentrale Zukunftsprojekte. Das gemeinsam erklärte Ziel: Die Marke Volkswagen Pkw wird als Kernmarke der Volkswagen AG bis 2030 weltweit technologisch führender Volumenhersteller.

Dazu verfolgt Volkswagen einen klaren Plan:

Aufholen: Die Wettbewerbsfähigkeit stärken und die bestehende Modellpalette gezielt erweitern.

Angreifen: Neun neue Modelle kommen bis 2027 in Europa, darunter die Serienversionen des ID. 2all für unter 25.000 Euro und des ID. EVERY1 für rund 20.000 Euro.

Anführen: Volkswagen hat das Ziel, bis 2030 technologisch führender Volumenhersteller mit den sichersten, innovativsten und meistgekauften Autos weltweit zu werden. 




Paraguay: Europäische Geschäftsleute besuchen die Region Ciudad del Este

Eine Gruppe von Investoren aus der Europäischen Union hat letzte Woche die Region Ciudad del Este. Vertreter des Ministeriums für Industrie und Handel (MIC) aus Paraguay begleiteten die Delegation. „Paraguay steht jetzt im Fokus der Welt“, sagte der Vizeminister für Industrie, Marco Riquelme, in einer von der Zeitung La Nación wiedergegebenen Erklärung. Für Geschäftsleute, die das Land besucht haben, ist Alto Paraná die beste Region, um zu investieren. Der Bundesstaat Alto Paraná, dessen Hauptstadt Ciudad del Este ist, liegt an der Grenze zu Brasilien und Argentinien. 

Diese strategische Lage erleichtert den Produktionsfluss zu den beiden wichtigsten Volkswirtschaften des Mercosur. Darüber hinaus bietet Paraguay Vorteile wie eine geringere Steuerbelastung im Vergleich zu seinen Nachbarn und niedrige Stromkosten für Industrieprojekte. Die Einweihung der sogenannten Integrationsbrücke (noch ohne Datum) steht ebenfalls auf der Liste der Vorteile, da sie den Warenverkehr durch die Region erleichtern wird. Die Gruppe, die Paraguay besuchte, bestand hauptsächlich aus Vertretern des Logistiksektors. Der Name des Hauptunternehmens, das seinen Sitz in Deutschland hat, ist in der Pressemitteilung des MIC nicht enthalten.

Industrie und Dienstleistungen in Paraguay

Im Rahmen der Bemühungen zur Umstrukturierung der lokalen Wirtschaft hat Ciudad del Este in den letzten Jahren Millioneninvestitionen in Industrie und Dienstleistungen erhalten. Derzeit ist der größte Teil der Maquila-Industrie (Montage und Veredelung von Produkten) in Paraguay in Ciudad del Este und den angrenzenden Gemeinden angesiedelt. Brasilien und Argentinien sind als Käufer und als Teil der Exportlogistikkette beteiligt. Im Dienstleistungssektor sind in der Hauptstadt von Alto Paraná bereits Unternehmen wie der regionale Hauptsitz eines multinationalen Callcenters ansässig. Das Unternehmen entschied sich für die Stadt aufgrund der großen Verfügbarkeit von Arbeitskräften, die Spanisch und Portugiesisch sprechen.

Mittwoch, 9. April 2025

Uruguay: Mennoniten gewinnen Klage gegen den Staat

Die Glaubensgemeinschaft der Mennoniten gehört dem protestantischen Zweig an und kamen Ende der 1940er Jahre nach Uruguay. Sie gründeten zunächst große Handelsunternehmen in der Küstenregion (in den an Argentinien angrenzenden Departamentos) und später in San José in der Nähe von Montevideo. Heute besteht die Gemeinschaft aus etwa 2.000 Personen. Einige von ihnen leben in Villa de San Fernando de la Florida und wurden vom Leitungsorgan des öffentlichen Bildungswesens angezeigt, weil sie ihre Kinder nicht zur Schule schickten. Die Kinder dieser mennonitischen Gemeinschaft besuchen den Unterricht auf private Weise. Sie haben Kurse in Spanisch und Englisch, die von Lehrern aus dieser Kolonie gehalten werden, die aus den Vereinigten Staaten anreisen, um zu unterrichten. Die Kinder haben alle zwei Wochen Prüfungen und erhalten zusätzlich Fernunterricht. Die Nationale Verwaltung für öffentliche Bildung (ANEP) war jedoch der Ansicht, dass das Recht dieser Jugendlichen auf Bildung verletzt wurde, und beschloss, rechtliche Schritte einzuleiten. Die Justiz entschied jedoch zugunsten der Mennoniten in Florida.



Nach Prüfung des Falls, für den Berichte von öffentlichen Stellen und von Anwälten vorlagen, kam das Gericht zu dem Schluss, dass „das Recht auf Bildung in diesem Fall nicht verletzt wird“, wie aus dem Urteil hervorgeht. Kinder und Jugendliche, die dieser Gemeinschaft angehören oder sie besuchen, werden „virtuell von Lehrern einer ausländischen Schule unterrichtet und besuchen gleichzeitig eine Schule der Gemeinschaft; sie erhalten also Bildung“, urteilte die Richterin Noelia Gutiérrez. In dem Urteil wird auch ein Bericht des Instituts für Kinder und Jugendliche zitiert, in dem es heißt, dass die Erziehung „zu ihrem Glaubens- und Religionssystem gehört“. Und dann wird auf den in Uruguay geltenden Grundsatz der Obligatorität der Bildung eingegangen: „Es geht nicht um die Anmeldung der Kinder in uruguayischen Bildungseinrichtungen, sondern darum, dass sie eine Grundschul- und Sekundarschulbildung erhalten.“

Die Richterin entschied, die Klage abzuweisen, und führte als Argument eine Änderung des Gesetzes zur dringenden Prüfung an, das während der Regierung von Luis Lacalle Pou verabschiedet wurde und die obligatorische Anmeldung in einer Bildungseinrichtung aufhob. „Die Erziehung dieser Kinder und Jugendlichen steht in direktem Zusammenhang mit religiösen Dogmen, die die strukturellen Säulen ihrer Lebensweise, ihrer Beziehungen, ihres Handelns und ihres Denkens sind“, fügt das Urteil hinzu. Darüber hinaus ist die Richterin der Ansicht, dass die Minderjährigen ‚glücklich in ihrer Umgebung‘ und ‚fröhlich‘ sind. Außerdem beschrieb sie, dass sie ihre Gefühle ‚klar und frei‘ ausdrücken.

Die ANEP hatte versucht, die Eltern davon zu überzeugen, die Kinder in uruguayischen Bildungseinrichtungen anzumelden – sie hatte ihnen vier Alternativen dafür genannt –, aber die Eltern lehnten ab. Die Kinder sind in der in den Vereinigten Staaten ansässigen Face Primary Army School eingeschrieben. In einem Verteidigungsschreiben erklärte der Anwalt der Gemeinschaft, Daniel Torres, dass die Gemeinschaft „in einem Gebiet mit leichtem Zugang angesiedelt ist“. Die Kirche „können und besuchen die Menschen, die dies wünschen, auf der Grundlage des Respekts vor ihrer Religion, sie können auch ihre Schule besuchen und sie verhindern nicht den Kontakt oder die Beziehung zur Gesellschaft, indem sie ihre pädiatrischen Untersuchungen und Impfungen auf dem neuesten Stand halten und sich um ihre Gesundheit kümmern“, heißt es in dem Schreiben.

Die Verteidigung hatte auch argumentiert, dass die Haltung der Eltern „rechtskonform“ sei. Die Minderjährigen haben Unterricht in Naturwissenschaften, Musik, Geschichte, Mathematik, Sprache, Unternehmertum, Mechanik, Tischlerei und Kochen, zusätzlich zu „didaktischen Ausflügen“ und einem Bereich mit „Fußballplatz“. Die Eltern sind der Ansicht, dass die Ausbildung, die die Jugendlichen erhalten, „sehr hochqualitativ“ ist, weshalb sie die Vorschläge der uruguayischen Bildungsbehörden nicht akzeptierten. Sie bestehen darauf, ihre Kinder ausschließlich von mennonitischen Fachkräften unterrichten zu lassen. „Jedes Kind, das eine akademische Ausbildung absolviert, wird ständig begleitet, was meiner Meinung nach nahezu perfekt ist“, erklärte Torres im Juli 2024 gegenüber El País, nachdem die ANEP die Klage eingereicht hatte.

Dienstag, 8. April 2025

Paraguay: Außergewöhnlicher Rekord bei Rindfleischexport

Laut den Aufzeichnungen des Nationalen Dienstes für Tiergesundheit und -qualität (Senacsa) hat Paraguay zwischen Januar und März dieses Jahres über 90 Millionen Kilogramm Rindfleisch exportiert, eine im Vergleich zu früheren Zeiträumen außerordentliche Menge. Wie aus den Aufzeichnungen von Senacsa hervorgeht, übertrafen die zwischen Januar und März dieses Jahres exportierten 90.615.074 Kilogramm Rindfleisch die Exporte des Vorjahreszeitraums um 31 % und 75 % und übertrafen die Mengen des ersten Quartals 2019 um 75 %. Dieses Wachstum spiegelt sich auch im Wert der Exporte wider, der im ersten Quartal mehr als 509 Millionen Dollar erreichte. Dieser Wert entspricht einer Steigerung von 53 % im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres.


Chile ist nach wie vor der größte Abnehmer von paraguayischem Rindfleisch auf den Zielmärkten. Sein Anteil am Gesamtvolumen ist jedoch im vergangenen Jahr von 40 % auf etwa 30 % gesunken. An zweiter Stelle steht Taiwan mit einem Verbrauch von über 11 Millionen Kilogramm im ersten Quartal, gefolgt von den Vereinigten Staaten, die über 10 Millionen Kilogramm importierten. Israel und Brasilien liegen mit 9,4 Millionen Kilogramm bzw. 4,8 Millionen Kilogramm auf den Plätzen vier und fünf. Kanada ist ein weiterer Markt, der in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Es liegt derzeit auf Platz sieben der führenden Absatzmärkte für paraguayisches Rindfleisch, direkt hinter Russland.